Szene
Phila und die Verfasserin beim Spaziergang. Sie sprechen,
diskutieren. Wir sitzen geruhsam auf einer Bank und hören
die näherkommenden Stimmen. Genau vor uns bleiben sie
für einen Augenblick stehen, gehen dann weiter. Die Stim-
men entfernen sich.
Verfasserin: ... aber noch weht uns der Wind ums Haar.
Zweige zeichnen Aderrisse in den Dunst. Unserem
sparsam werdenden Lächeln von Mensch zu Mensch
gleicht es.
Phila: Am Horizont versinkt die romantisch gefärbte Son-
ne, den Himmel mit dem restlichen Rot alleinlassend.
Verfasserin: Warte! Warte einen Augenblick! Es rast der
Autolärm in absolute Stille, die Zeitung des Portiers
hat aufgehört zu rascheln, dieser lauscht dem Unge-
hörten nach, der Gärtner zieht mit dem Rechen tiefe
Linien durch die Abendluft und trifft dabei auf
Blütenblätter, die erst morgen fallen.
Phila: Telefone klingeln, klingeln nicht, Worte brechen ab,
Münder stehen offen.
Verfasserin: Der Handdruck erlischt, das Feuer schwärzt.
Phila: Die Kinder haben aufgehört, sich Spiele zu entwerfen.
Verfasserin: Und du siehst mich an. Wir waren in der Abend-
sonne unterwegs, den Wind hatten wir im Haar, jetzt
steht es uns zu Berge.
Phila: Warte, es ist gleich vorbei. Der Lärm schwillt wieder
an ...
Verfasserin: Und doch, nach diesem Zeitraum wird alles an-
ders sein, es haben sich darin die Bedeutungen ver-
schoben, so viel Zeit war immerhin ...
Aus: NAHTSTELLE JETZT, 1990
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